Edelweißpiraten by Dirk Reinhardt

Edelweißpiraten by Dirk Reinhardt

Autor:Dirk Reinhardt [Reinhardt, Dirk]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3351041632
Herausgeber: Aufbau Verlag GmbH
veröffentlicht: 2012-07-01T22:00:00+00:00


22. August 1943

Jetzt wissen wir also, was wir sind: ’ne Bande von Verbrechern. Ein »Geschwür am Volkskörper, das ausgebrannt und vernichtet werden muss«. So steht’s in der Zeitung, der Lange hat’s gelesen. Immerhin: So weit haben wir’s gebracht.

Die Idee zu der Aktion hat Flint gehabt. Vor zwei Wochen oder so ist er damit gekommen. »Wir müssen mal was richtig Großes machen«, hat er gesagt. »Nicht immer nur Flugblätter auf ’m Klo verstecken! Wir steigen in die Kuppel vom Hauptbahnhof und lassen sie von da auf die Leute runterregnen. Wenn das klappt, spricht ganz Köln davon.«

Wir haben erst gedacht, er hat sie nicht mehr alle. Aber er war so begeistert von der Idee und hat so lange auf uns eingeredet, bis wir zum Bahnhof sind und uns die Sache angesehen haben. Er selbst war schon dagewesen und hatte alles geplant. Den gefährlichsten Teil – das Hochklettern mit den Flugblättern – übernimmt er selbst, hat er erklärt. Wir anderen sollten unten Schmiere stehen, falls die Polente auftaucht. In jeder Ecke müsste einer von uns sein, und in der Mitte – also genau unter ihm – sollten sich zwei als Liebespärchen tarnen. Das hätte den Vorteil, dass sie in alle Richtungen sehen können, ohne aufzufallen. Solange sie eng zusammen blieben, würd’s für ihn bedeuten, dass alles in Ordnung ist. Sobald sie aber auseinandergingen und anfingen, sich zu streiten, müsste er volle Deckung nehmen. Auf die Art könnten sie ihn warnen, ohne dass dadurch gleich alles verraten wird.

Der Plan hat sich nicht schlecht angehört, aber als wir hoch in die Kuppel gesehen haben, ist uns doch ’n bisschen mulmig geworden. Ich hab gedacht: Na, wenn das mal nicht ’ne Nummer zu groß für uns ist! Die anderen hatten auch so ihre Zweifel. Aber Flint war sicher, dass es klappt, und weil Kralle und der Lange auf seiner Seite waren, haben wir schließlich beschlossen, die Sache anzugehen.

In den Tagen danach haben wir alles vorbereitet. Die Flugblätter drucken lassen und sie in den Trümmern von ’ner alten Kirche versteckt. Dann haben wir uns, so oft wir konnten, im Hauptbahnhof rumgetrieben, um rauszukriegen, wann die beste Zeit für die Aktion ist und wo wir stehen müssen, um alles im Blick zu haben.

Gestern ist die Sache dann gestiegen. Für das Liebespärchen hatten wir Tom und Flocke vorgesehen. Vor allem deshalb, weil sie seit ein paar Wochen wirklich eins sind. Flint hat gemeint, es hätte den Vorteil, dass sie sich nicht mal verstellen müssen. Sie könnten einfach das machen, was sie in letzter Zeit sowieso immer tun. Er hat mich dabei angegrinst, und ich hab verstanden, was er meint. Seit Flocke sich Tom gekrallt hat, ist mit dem Kerl nämlich nichts mehr anzufangen.

Aber dann ist Flocke am Tag vor der Sache krank geworden. Wir haben kurz überlegt, ob wir alles abblasen sollen, sind dann aber doch dabei geblieben, weil wir’s so gut vorbereitet hatten und die Flugblätter nicht länger als nötig rumliegen lassen wollten. Also hat Tilly gesagt, sie springt für Flocke ein. Tom hat gemeint, das wär schon



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